In der Welt der Fetische gibt es kaum eine Grenze, die nicht überschritten wird. Während einige Spielarten wie BDSM, Puppy Play oder Leder längst in der breiten Fetisch-Community angekommen sind, gibt es auch Praktiken, die weit weniger bekannt und gesellschaftlich akzeptiert sind. Eine dieser Spielarten ist das sogenannte Morgue Play – ein intensiver Fetisch, der sich mit der Inszenierung und Fantasie des Todes beschäftigt.
Was ist Morgue Play?
Morgue Play bezeichnet Rollenspiele, bei denen eine oder mehrere Personen die Rolle eines Verstorbenen übernehmen, während andere mit dem scheinbar leblosen Körper interagieren. Dieses Spiel kann verschiedene Formen annehmen – von passivem Liegen und Berühren bis hin zu aufwendigen szenischen Darstellungen mit Kühlraumästhetik und medizinischen Requisiten. Häufig ist die Phantasie eines Leichenschauhauses oder einer Autopsie Teil des Spiels.
Für Außenstehende mag dieser Fetisch extrem erscheinen, für seine Anhänger spielt er mit tief verwurzelten psychologischen Elementen. Völlige Passivität, das Aufgeben von Kontrolle und das Gefühl absoluter Hilflosigkeit machen für die einen den Reiz aus. Die andere Seite genießt die Dominanz über den scheinbar willenlosen Körper. Auch das Thema Tabubruch spielt hier eine entscheidende Rolle – das Überschreiten gesellschaftlicher Grenzen verstärkt oft die Erregung.
Was heißt Morgue auf Deutsch?
„Morgue“ ist das englische Wort für „Leichenschauhaus“ oder „Leichenhalle“. Es bezeichnet also einen Ort, an dem Verstorbene aufbewahrt werden, in der Regel zur Identifizierung oder Autopsie.
Was macht die Faszination des Morgue Play aus?
Morgue Play ist ein Fetisch, der sich um das Rollenspiel des Todes, der Autopsie und der völligen Passivität dreht. Die Faszination liegt für viele in der Vorstellung, bewegungslos und ausgeliefert zu sein, während eine andere Person die Kontrolle übernimmt. Dabei geht es oft um das Gefühl des Kontrollverlusts, das als erregend erlebt wird. Die Vorstellung, betäubt oder bewusstlos zu sein und doch alles zu sehen, verstärkt für manche den Reiz, weil sie den Moment intensiv erleben, aber nicht reagieren können.
Ein weiteres zentrales Element ist die Ästhetik der Obduktionssituation. Der nackte Körper auf dem Seziertisch, die ritualisierte Vorbereitung durch Rasieren und Einölen – all das schafft eine sterile und zugleich intime Atmosphäre. Manche empfinden dabei Lust an der Grenzüberschreitung, wenn sich das eigentlich Morbide mit erotischer Spannung verbindet. Die Vorstellung, auch in diesem Zustand nicht allein zu sein, sondern mit jemandem zu interagieren, spricht zudem eine tiefe Sehnsucht nach Nähe an, auch in einem Moment, in dem man vermeintlich „nicht mehr da“ ist. Die Phantasie spielt mit extremen Bildern, bleibt aber in den sicheren Grenzen eines Rollenspiels, bei dem beide Seiten genau wissen, was sie tun.
Wie wird Morgue Play sicher gespielt?
Da es sich um eine besonders anspruchsvolle Spielform handelt, ist eine gründliche Vorbereitung unerlässlich.
- Sichere Worte & Zeichen: Da in der Regel eine der beteiligten Personen verstummt, müssen alternative Notfallzeichen – z.B. Fingerbewegungen – vereinbart werden.
- Atmung und Kreislauf: Längere Bewegungslosigkeit kann den Kreislauf beeinträchtigen. Spieler sollten darauf achten, dass keine unnatürlichen oder gefährlichen Körperhaltungen eingenommen werden.
- Temperaturkontrolle: Manche Spieler nutzen Kühlräume oder kalte Oberflächen, um eine realistischere Erfahrung zu erhalten. Hier ist Vorsicht geboten, um Unterkühlung oder Kreislaufprobleme zu vermeiden.
- Psychologische Sicherheit: Da das Thema Tod ein sensibles und emotional aufgeladenes Feld ist, sollte nach jedem Spiel ein ausführliches Nachgespräch (Aftercare) stattfinden, um mögliche emotionale Reaktionen aufzufangen.
Wer ist an Morgue Play interessiert?
Die meisten Teilnehmenden an diesem Fetisch kommen aus der BDSM- oder Medizinfetisch-Szene. Oft sind es Menschen, die sich bereits mit extremen Formen von Dominanz und Unterwerfung auseinandergesetzt haben und auf der Suche nach intensiveren Erfahrungen sind. Dennoch bleibt Morgue Play ein Randphänomen, das selten offen kommuniziert wird.
Schwule Männer, die sich für Morgue Play interessieren, findest du zum Beispiel in speziellen Foren oder Gruppen bei Gayromeo.
Ist Morgue Play gefährlich?
Wie bei allen extremen Fetischen gibt es Risiken – sowohl physischer als auch psychischer Art. Wer sich für dieses Spiel interessiert, sollte sich bewusst sein, dass es starke Emotionen auslösen kann. Eine gesunde Psyche und die Einhaltung von Sicherheitsmaßnahmen sind unerlässlich. Es sollte auch darauf geachtet werden, dass alle Beteiligten freiwillig und nach bestem Wissen und Gewissen zustimmen.
Schlussfolgerung
Morgue Play ist einer der außergewöhnlichsten und umstrittensten Fetische in der schwulen Fetischszene. Während es für die einen ein intensives Machtspiel und eine tiefe Fantasie ist, bleibt es für viele eine unvorstellbare Grenze. Wie bei allen Fetischen gilt: Solange es zwischen einvernehmlichen Erwachsenen geschieht und keine reale Gefahr besteht, hat jeder das Recht, seine tiefsten Sehnsüchte in einer sicheren Umgebung auszuleben.